Agrar- und Ernährungswende: Ein Plädoyer / Jahrbuch Ökologie 2012; Hirzel Verlag Stuttgart

Dieser Beitrag knüpft an Diskussionen im Kontext von Tagungen der Evangelischen Akademie Bad Boll an, die in Kooperation mit „Bioland“, „Demeter“, „Brot für die Welt“ und dem „Evangelischen Entwicklungsdienst“ veranstaltet wurden. Er geht dabei darum, mögliche Übergänge in eine zukunftsfähige Landwirtschaftund Esskultur zu finden.

Mit der Studie „Zukunftsfähiges Deutschland“ (1996) hatte das Thema Landwirtschaft durch die Forderung, Deutschland bis 2010 flächendeckend auf ökologischen Landbau umzustellen, große Aufmerksamkeit erfahren. Trotz eines gewissen Biobooms bis hinein in die Regale der Discounter waren 2010 aber nur 5,6 % der landwirtschaftlichen Fläche ökologisch bewirtschaftet (Agrarbündnis 2011). Die wachsende Nachfrage der Verbraucher nach Bioprodukten führte vor allem zur Ausweitung des internationalen Handels mit bio-zertifizierten Produkten. 2010 wurden in Deutschland für etwa 6 Mrd. Euro Biolebensmittel konsumiert, was einer Vervierfachung seit 1998 entspricht. Davon wurde aber mehr als ein Drittel importiert. Bedingt durch ein zu knappes regionales Angebot, den Preisdruck der Discounter und eine wenig saisonale Esskultur kam es sozusagen zu einem „Globalen Tischlein-Deck Dich“. Was weiterhin fehlt, ist eine starke staatliche Unterstützung bei der Umstellung des Landbaus und die Belastung konventioneller Produkte mit den von ihnen verursachten Folgekosten, wie Belastung von Böden, Grundwasser und Klima. Das Gros der Nachfrage privater wie öffentlicher Konsumenten (Krankenhäuser, Altenheime, Verwaltungskantinen) ist weiterhin am Kriterium der „Billigkeit“ orientiert. Vor Jahren hatte das Umweltbundesamt errechnet, dass der deutsche Privathaushalt im Durchschnitt 13,9 % seines Einkommens für Lebensmittel ausgibt. Zieht man die darin enthaltenen Ausgaben für Alkoholika und Zigaretten ab, kommt man auf nur 9,9 %. Italiener, Franzosen, Schweizer und Österreicher lassen sich ihre Ernährung weit mehr kosten. In der zweiten Studie „Zukunftsfähiges Deutschland“ (2008) gibt es bedauerlicherweise kein Kapitel zur Landwirtschaft. Stattdessen werden unter einem gewissen Bezug zur Landwirtschaft die globalen…

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